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Mobile-Tagging: QR-Codes in Gedenkstätten und Museen

Screenshot Tourguide

Feste Zeiten, fixe Routen, Gedränge vor den Exponaten – Gruppenführungen sind nicht jedermanns Sache. Wer beim Rundgang durch eine Ausstellung trotzdem nicht auf Expertentipps verzichten will, kann in einige Museen und Gedenkstätten via QR-Code auf mobile Services zugreifen. Alles, was man dafür braucht, ist ein Smartphone mit Kamera. Dass „Mobile-Tagging“ eine sinnvolle Ergänzung zu klassischen Informationssystemen sein kann, zeigt die Gedenkstätte Berliner Mauer mit ihrem mobilen Tourguide.

Über QR-Codes, die an vielen Stellen auf dem Areal der Gedenkstätte angebracht sind, gelangen die Nutzer direkt zu einer schlanke mobilen Seite, auf der sie Fotos ansehen können und mehr über Zeitzeugen, historische Ereignisse oder Gebäudereste erfahren. Längere Texte lassen sich im Audioformat abspielen. Ist die Ortungsfunktion aktiviert, können sich die Besucher mithilfe einer Karte oder in verschiedenen Touren zu interessanten Orten auf dem Gelände führen lassen.

Wie funktionieren QR-Codes?

QR-Code zum mobilen Angebot der Gedenkstätte Berliner Mauer

QR-Codes (Quick-Response-Codes) sind zweidimensionale Barcodes, die in den 1990er Jahren für die Autoindustrie entwickelt wurden. Statt Produktdaten enthalten die Codes heute Internetadressen oder andere textbasierte Daten wie Anschriften, Telefonnummern oder Koordinaten. Im Prinzip funktionieren die gepixelten Quadrate wie gewöhnliche Strichcodes, können aber deutlich mehr Zeichen chiffrieren – nämlich rund ein halbe DIN-A4-Seite. Um die Codes zu entschlüsseln, benötigt man lediglich einen QR-Reader, der auf neueren Smartphones oft schon vorinstalliert ist oder bei Anbietern wie i-nigma, BeeTagg oder Scan kostenlos herunterladen werden kann.

Die Codes kann man übrigens ohne viel Aufwand selbst herstellen, zum Beispiel mit GoQRme oder dem QR-Code-Generator. Diese kostenlosen Tools wandeln Text in QR-Grafiken um, die auch für kommerzielle Zwecke lizenzfrei genutzt werden dürfen. Etwas aufhübschen lassen sich die schöden Pixel-Kacheln zum Glück auch, denn QR-Reader tolerieren kleine „Fehler“ in Struktur und Farbe. Gute Tipps, wie man Codes mit Logos oder Bildern erstellt, gibt Goldmarie in ihrem Blog.

QR-Codes in der Kultur

Im Museumsumfeld sind QR-Codes inzwischen weit verbreitet. Das Brooklyn Museum setzt sie seit mehr als einem Jahr für Marketing-Zwecke und als ergänzende Besucherinformation ein. Aber auch in Deutschland sind die Piktogramme immer häufiger auf Ausstellungsplakaten, Werbeartikeln, Postkarten oder Flyern zu finden. Meist dienen sie dazu, Besucher auf mobile Webangebote, Download-Seiten, Social-Media-Profile oder Bewertungsportale zu lenken.

Eine pfiffige Kampagnen-Idee ließ sich kürzlich das Düsseldorfer Museum Kunstpalast anlässlich seiner El-Greco-Ausstellung einfallen. Bei einer QR-Code-Ralley konnten sich Kunstfans auf die Suche nach zwölf Meisterwerken des griechischen Künstlers – versteckt hinter QR-Codes, die in der ganzen Stadt verteilt waren – machen. Den schnellsten Teilnehmern winkten Freitickets. Eingebettet war die Ralley in eine mobile App zur Ausstellung. Andere kreative Museums-Beispiele hat Sebastian Hartmann in seinem Blog museumsreif 2.0 zusammengetragen.

In Gedenkstätten tauchen QR-Codes dagegen bisher selten auf. Einen ersten Vorstoß machte im Frühjahr die Gedenkstätte KZ Osthofen. Über QR-Codes an Gebäuden auf dem Außengelände (PDF) können die Besucher Fotos, Texte oder Audiobeiträge abrufen, darüber hinaus sind die Codes in einen Geocache (PDF) eingebunden.

Mobile Optimierung ist Pflicht

Ein Vorteil von Mobile-Tagging ist, dass die Nutzer multimediale Inhalte einfach und schnell ansteuern können, ohne umständlich Internetadressen in den Handy-Browser eintippten zu müssen. Hinzu kommt: Das Online-Angebot kann vom Betreiber jederzeit beliebig aktualisiert und erweitert werden. Einen echten Mehrwert bieten die Systeme allerdings nur, wenn die Zielseiten auch tatsächlich für die mobile Nutzung geeignet sind und ohne endlose Ladezeiten, Abstürze oder Seitendesigns auskommen, die sich auf dem Smartphone-Display kaum bedienen lassen.

Kennen Sie weitere gelungene Beispiele aus der Gedenkstättenlandschaft? Was halten Sie von QR-Codes im kulturellen Umfeld?

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